Tiefschlaf erleben
Hallo Dittmar,
habe gerade einmal mehr dein Buch “Problemzone Universum” gelesen und Fragen tauchten auf, die ich dir gerne stellen würde…
Direktes und indirektes Erleben ist ja ein zentraler Punkt, auch bei dir. Wie kann jemand ein direktes Erleben von Tiefschlaf haben? Ist Tiefschlaf nicht definiert als Zustand bar jeglichen Erlebens? Nicht weil jemand da wäre der nichts erlebt (was nicht geht, er würde sich ja zumindest selbst erleben), sondern weil niemand da ist, um zu erleben.
Wenn jemand (ein Guru) Aussagen darüber macht, dass “er des Tiefschlafs bewusst sei” (oder so ähnlich), spricht er dann nicht über etwas anderes als Tiefschlaf? Z.B. über einen Zustand, der halt Wahrnehmung erlaubt? Irgendwas passt da in meinem Erleben /Verständnis nicht so richtig.
Hallo …
Du schreibst: “… Weil niemand da ist um zu erleben” – ich würde es so beschreiben: Im Tiefschlaf ist nur “somatische Intelligenz”, die sich um Lebensfunktionen wie Puls und Atmung kümmert, keine bewusste Aufmerksamkeit, die etwas erleben könnte. Die Sinne sind auf Standby bzw. ihre Reizschwelle ist sehr erhöht … Da sind keine Daten, die aufgezeichnet werden könnten, und der Aufzeichnungsprozess ist außer Betrieb. Soweit meine Gedanken und übernommenen Theorien dazu.
Aus dem direkten Erleben heraus kann ich aber gar nichts über den Tiefschlaf sagen, denn jetzt bin ich (der Organismus) ja wach und “Tiefschlaf” ist nur ein Gedanke. Und im Tiefschlaf kann ich nicht reden (und auch gar nicht auf die Idee kommen zu reden). Und wenn ich an den Tiefschlaf zurückdenke, habe ich keine Erinnerung daran. Aber ein Gefühl von Kontinuität, das immer da ist, als stiller Hintergrund.
Irgendwie wird kontinuierliche = grenzenlose “Leere” erlebt. Leere, die keine Abwesenheit ist, kein Fehlen (wie z.B. die Leere im Kühlschrank oder im Bauch), sondern eine “Eigenschaft” der Fülle ist. Das Absolute, das Eine, das Lebendige in allen Erscheinungen. Es fühlt sich so an (und dieses Gefühl ist auch eine Erscheinung), dass da eine Präsenz ist, die kein Objekt ist und die immer gegenwärtig ist. Dass es eine gemeinsame “Eigenschaft” aller Erscheinungen gibt. Eine Kontinuität auch im Tiefschlaf. Ein lebendiges Feld der Stille, das alle Erscheinungen nahtlos durchzieht.
Wenn ich aus dem Tiefschlaf gerissen werde (also nicht durch die Traum-Aufwachphasen gehe, z.B. wg. Wecker), dann habe ich nicht das Gefühl, dass diese Leere / Präsenz weg gewesen oder unterbrochen worden wäre, sondern dass sie jetzt und immer da ist. Diese Leere scheint nicht nur in allen Sinnen zu sein (als “Klang der Stille”, als “Duft des Nichts” …), sondern auch hinter und vor und zwischen den Sinnen, die Quelle des Erlebens selbst zu sein.
Leere, die sich selbst erkennt. Irgendwie “weiß” sie sich. Braucht sie dazu einen wachen Organismus? Wenn diese Frage gestellt werden kann oder beantwortet werden kann, ist da ein wacher Organismus, der sie stellt / beantwortet. Diesen Organismus oder seine Wachheit wegzudenken wäre auch wieder nur einem wachen Organismus möglich und ist reine Spekulation.
So oder so ist Tiefschlaf ein perfekter Ausdruck von Leere / Stille und Lebendigkeit – ob bewusst oder nicht.
Haben diese Antworten irgendwie mit deinen Fragen zu tun? Ich vermute, dass dein Erleben auch so (ähnlich) ist; mir scheint, dass diese Leere / Präsenz unübersehbar ist, sobald die Aufmerksamkeit sich ihr zuwendet.