Gedankenfallen glauben
Lieber Dittmar,
erschreckend, in welchen Gedankenfallen man sich immer wieder verfängt! Hört diese Geisterbahn jemals auf? Und ist dann da endlich “die unerträgliche Leichtigkeit des Seins”? Es wäre ja schon schön, das Leben nur zu erfahren und nicht daran zu leiden.
Liebe …,
“Hört diese Geisterbahn jemals auf?” – Ja, immer wieder.
Die Falle bei Gedanken besteht meiner Erfahrung nach darin, ihnen zu glauben. Sie versprechen Glück durch Planung und Reflexion (Zukunft, Vergangenheit) – oder wenigstens, Unglück fern zu halten.
Das funktioniert bei mir überhaupt nicht; Glück ist nur in der Gegenwart erfahrbar, in der Entthronung von Gedanken.
Das ist unerträglich leicht, nicht durchs Wegschieben von Gedanken, sondern durch Interesse an der Gegenwart. Und auch durch das Anschauen von Gedanken, die gerade auftauchen: Was behaupten sie? Was ist in ihnen vorausgesetzt?
Zum Beispiel kann ich nur alt, hässlich, arm, krank usw. sein, wenn ich ein Körper bin. Die Frage dabei ist: Bin ich ein Körper?
Wenn die Antwort darauf nicht nur aus Gedanken-Reflexen kommt (“Nein, natürlich nicht! Aber …”), dann verliert der Gedanke vielleicht seine Glaubhaftigkeit und damit seine Wirkung auf die Emotionen.
So gesehen beinhaltet ein quälender Gedanke immer eine interessante Frage: eine Gelegenheit, die quälende Überzeugung in klarem Licht zu sehen. In diesem Licht kann sie sich nicht halten.